Wale „speichern“ überschüssiges CO2 in der Atmosphäre und sind eine hervorragende Alternative zu komplexeren Systemen zur Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff. Wir wollen sehen, warum und wie.
Weltweit wurden verschiedene Lösungen zur Abscheidung und Speicherung von CO2 vorgeschlagen, das durch menschliche Aktivitäten in die Atmosphäre gelangt ist. Häufig handelt es sich jedoch um komplexe und teure Strategien, wie sie in der Industrietechnik angewandt werden, oder um beschönigende Maßnahmen wie das Pflanzen von Hunderten oder Millionen von Bäumen. Es gibt aber eine einfachere, ethischere und wirtschaftlich und energetisch günstigere Lösung: die Vergrößerung der weltweiten Walpopulation. Aber wieso ist es so wichtig?
Ein Forschungsteam aus mehreren Meeresbiologen hat vor kurzem das erstaunliche Potenzial von Walen als Kohlenstoffspeicher entdeckt. Wie jeder andere lebende Organismus speichern Wale während ihres langen Lebens Kohlenstoff in ihrem Körper, und wenn sie sterben, werden ihre Überreste auf dem Meeresboden abgelagert.
Der Blauwal (Balaenoptera musculus), der größte lebende Wal, nimmt durchschnittlich 33 Tonnen Kohlendioxid auf, sowohl gasförmig als auch im Meerwasser gelöst, und entzieht der Atmosphäre diese Menge Kohlenstoff noch Jahrhunderte nach seinem Tod. Zum Vergleich: Ein Baum absorbiert durchschnittlich nur 22 kg CO2 pro Jahr. Um die Effizienz eines Zwergwals zu erreichen, dessen durchschnittliche Lebenserwartung etwas mehr als 60 Jahre beträgt, müssten also 1500 Bäume gepflanzt werden, die anderen Ökosystemen Platz wegnehmen, oder ein einziger jahrhundertealter Baum, der 1500 Jahre braucht, um die gleiche Leistung zu erbringen.
Die Zunahme des Phytoplanktons
Wale sind nicht nur ein hervorragender Kohlendioxid-Speicher, sondern sorgen auch für eine reichhaltige Produktion von Phytoplankton, das wiederum für die Sauerstoffproduktion und die weitere CO2-Bindung verantwortlich ist. Dies ist möglich dank der „Düngung“ des Meereswassers, die Wale durch Verdauungsabfälle vornehmen. Wale ernähren sich von kleinen wirbellosen Tieren wie Krill am Meeresboden und steigen zum Atmen an die Oberfläche. Mit ihren aufsteigenden „Pump“- oder „Förderband“-Bewegungen verteilen die Wale ihre an Stickstoff- und Eisenmineralien reichen Fäkalien in der Wassersäule, dem Hauptnährstoff für das Phytoplankton, das dadurch wachsen und sich vermehren kann, und setzen damit einen Kreislauf aus Sauerstoffproduktion und CO2-Bindung in Gang. Schätzungen zufolge tragen diese mikroskopisch kleinen Organismen zu etwa 50 % des gesamten Sauerstoffs in der Atmosphäre bei und binden etwa 37 Milliarden Tonnen CO2, was der Menge entspricht, die von 1,70 Billionen Bäumen oder, einfacher gesagt, von vier Amazonaswäldern gebunden wird.
Gefährdete Walbestände: die aktuelle Situation
Obwohl einige Arten in der südlichen Hemisphäre zunehmen, ist die weltweite Walpopulation insgesamt ernsthaft bedroht durch die wahllose Bejagung durch den Menschen, Kollisionen mit großen Schiffen, Geisternetze und zunehmend hohe Wassertemperaturen, die den Krillbestand dezimieren. Biologen schätzen, dass die Zahl dieser Wassersäuger im Laufe der Jahre auf weniger als ein Viertel geschrumpft ist - von 5 Millionen auf heute 1,3 Millionen - und dass einige Arten, wie der Blauwal, nur noch 3 % ihrer ursprünglichen Population ausmachen. Wenn die Walpopulationen wieder wachsen könnten, würde in kurzer Zeit genug Phytoplankton entstehen, um Hunderte von Millionen Tonnen CO2 pro Jahr zu binden.
Zusammen mit effizienten Maßnahmen zur Wiederaufforstung und Emissionssenkung wäre dies eine alternative Strategie zur Bindung von Kohlenstoff in der Atmosphäre, die u. a. das Risiko unvorhergesehener Schäden an Gaslagerstätten infolge plötzlicher geologischer Ereignisse oder stiller Lecks vermeiden würde.
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