In den letzten Jahren war kaum etwas trendiger als Vampire. Der Erfolg von Büchern, Filmen und TV-Serien wie Twilight, True Blood und Vampire Diaries hat die Figur des Vampirs international bekannt gemacht. In der Vorstellung vieler ist der männliche Vampir groß, schlank, blass, dunkel und charmant. Die weibliche Vampirin hingegen ist oft mittelgroß, ebenso blass, aufreizend gekleidet und hat sinnliche Formen. Kurz gesagt: zwei nette Typen.
Die Popularität dieser Figuren ließ ein ursprünglich fantasievolles Interesse zur Realität werden: die Gemeinschaft der Vampirliebhaber explodierte förmlich. Weltweit begannen Tausende von Menschen, sich in die Rollen von Bluttrinkern zu versetzen, sich wie echte Vampire zu kleiden, zu posieren und sich entsprechend zu verhalten. Zwar gab es schon immer Liebhaber der okkulten und dunklen Kultur, doch dieser Trend wuchs in den letzten Jahren exponentiell. Nun mussten sich all diese "Vampire" kennenlernen und, wer weiß, vielleicht sogar vermehren. So entstanden Online-Dating-Sites für Vampire. Eine der beliebtesten ist Vampersonal, beworben als „Die Nr. 1-Seite für Vampir- und Gothic-Kontaktanzeigen“. Doch wie funktioniert das? Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden: Ich melde mich an. Mal sehen, ob ich einen echten Vampir treffen kann.
die Startseite der Online Dating & Social Networking Seite für Vampire und Vampirliebhaber
Mit einem nüchternen Spitznamen, VladimirVonBlood, gebe ich meine E-Mail-Adresse und ein Passwort ein. Schon bin ich dabei. Um mein Profil zu optimieren, muss ich mich zunächst beschreiben und zahlreiche Details angeben. Der erste Punkt: mein Kleidungsstil. Ich entscheide mich für den „blutigen Gothic“-Look, passend zu meinem Spitznamen. Als bevorzugten Gothic-Stil wähle ich ohne Zögern Punkgothic. Weiter geht's: Anzahl der Tattoos? Drei, die Nummer mag ich. Wo? Stirn. Ja, diese Option gibt wirklich.
Nun kommt die Frage nach meiner Absicht: Freundschaft, Dating, langfristige ernsthafte Beziehung, Ehe, zwanglose Treffen oder Brieffreundschaften? Ich wähle gleich mehrere Optionen: Freundschaft, Dating und zwanglose Treffen. Danach folgen Angaben zu Alter, Größe und dem gewünschten Partner. Die ethnische Zugehörigkeit lasse ich offen.
Die Fragen zum Beziehungsstatus zeigen, wie präzise Vampire sind: Ich bin Single und suche jemanden, der ebenfalls Single ist. Andere Optionen – verheiratet, geschieden, verwitwet – sind jedoch auch möglich. Doch ich bleibe bei meiner Vorstellung. Als nächstes geht es um die Frage nach Kindern. Meine Antwort: Nein, weder ich habe welche, noch suche ich jemanden mit Kindern. "Will ich zukünftig ein Vampirchen?" Nicht einmal.
Der nächste Abschnitt betrifft den gesuchten Körpertyp. Ich entscheide mich für "athletisch, nervig und kurvig". Klingt widersprüchlich? Nicht unbedingt. Was die Haarfarbe betrifft, lasse ich den Vampiren freie Wahl. Das Gleiche gilt für Augenfarbe, Rauchgewohnheiten, Alkoholkonsum und Bildungsgrad. Dann fällt mir eine Frage auf: Religion. Welcher Religion sollte ein Vampir angehören? Ich lasse die Frage unbeantwortet. Zum Schluss wird noch nach meinem Jahreseinkommen gefragt. Ich gebe 75.000 Euro an – auch Vampire müssen schließlich Geld verdienen, oder?
Nun ist mein Profil fertig. Die erste Seite zeigt mir einige potenzielle Kontakte, darunter viele Deutscher. Die vorgeschlagenen Profile basieren auf meinem Standort, den ich auf Hamburg gesetzt habe. Die meisten User tragen englische Namen oder Anleihen von berühmten Persönlichkeiten: VonTeese91, Fehrsen, Phobiaz, Devinember – um nur einige zu nennen. Ich durchstöbere die Profile und entdecke kreative Titel, die die Persönlichkeit der Nutzer widerspiegeln. Alles ist dem Okkulten oder Vampirismus gewidmet. Manche nennen sich „Der sadomasochistische Vampir“, während andere introspektive Zitate bevorzugen wie „Ich wurde nie geliebt“. Auffällig sind die vielen provokanten Posen auf den Fotos. Schließlich handelt es sich um eine Dating-Seite, auf der man sich präsentieren muss.
Die gesamte Plattform hat einen leichten Retro-Look, der an alte soziale Netzwerke erinnert. Es gibt verschiedene Abschnitte wie einen E-Mail-Bereich, Blogs, Foren und einen Kontaktbereich, der anzeigt, wenn jemand dein Profil besucht. Eine weitere Funktion ist der Chatroom. Er weckt nostalgische Erinnerungen an das IRC aus meiner Jugend. Allerdings scheint er wenig beliebt zu sein – die wenigen Nutzer dort beklagen sich über die fehlende Aktivität. Nach einem kurzen Versuch verlasse ich den Chat und durchstöbere weiter die Profile. Einige sind recht bizarr: Vampire Kitty lädt dazu ein, ihre „Welt des Wahnsinns“ zu betreten, während The Toxic Fox mit den Worten warnt: „Ich beiße. Viel.“
Auf den Fotos dominieren Gothic-Looks: Schwarz, starkes Make-up, gefärbte Haare und farbige Linsen. Manche zeigen provokante Outfits mit Spitze und Transparenz – alles sehr düster, sehr vampirisch. Wer sich für diese Ästhetik begeistert, wird hier sicher viele Gleichgesinnte finden.
Schließlich schreibe ich einem der Vampiren. Nach den üblichen Floskeln frage ich: „Was magst du an Vampiren?“ Die Antwort: „Dass sie mich beißen können.“ „Jeder kann das“, entgegne ich. „Vielleicht, aber ein Vampir macht das anders. Das weiß ich aus Erfahrung.“ Touché. Ein anderer antwortet auf meine Frage „Willst du in meine Gruft kommen?“ mit: „Nur wenn du beweisen kannst, dass du ein echter Vampir bist.“ Wie beweist man das? „Zeig mir deine Zähne“, antwortet er. Ich lache und das Gespräch geht weiter. Er erzählt mir, dass er sicher sei, dass Vampire existieren. Er habe viel gelesen und mit Leuten gesprochen, die mehr wussten. Eines Tages, so ist er überzeugt, wird er einen echten Vampir treffen.
Das war's für mich. Der Austausch mit den Vampirfans war aufschlussreich und nach meinem Geschmack etwas zu skurril zugleich. Für Menschen, die wirklich in diese Welt eintauchen wollen, ist Vampersonal eine funktionierende Plattform. Aber auch andere Seiten wie Vampire Passion, Vampire Social oder VampireDatingSite bieten viele Möglichkeiten, Gleichgesinnte zu finden. Wer auf der Suche nach einem echten Vampir ist: Viel Glück!
Und immer ein Auge auf die Werwölfe werfen.
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