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AutorenbildGiuliani Silvia

Blüten zum Verkauf auf Telegram: geht das?

Disclaimer: Es werden keine detaillierten Informationen wie Channel-Name, Beweise, Screenshots von Chats veröffentlicht. Ich möchte keine Werbung für diesen Channel machen oder jemanden dazu auffordern, diesem beizutreten. Egal in welchem Land ihr wohnt, seid euch bewusst, dass ihr euch strafbar macht, wenn ihr versucht, Falschgeld zu kaufen, um es zu verwenden! Reine Neugier ist nicht das Fatale, aber der Versuchung zu verfallen schon!


Telegram erweist sich als fruchtbarer Boden für Kriminalität. Im Gegensatz zu dem, was man denken könnte, ist es sehr einfach, diesen Gruppen beizutreten, so dass die meisten sogar öffentlich sind, auch Minderjährigen. In diesem Sinne habe ich versucht, ein"deal" zu machen: gefälschte Banknoten im Wert von 2.000 Euro zum Preis von 300 echten. Wenn ich Verschwender wäre, hätte ich auch Päckchen mit 10.000 Stück zum Preis von nur 2.000 wählen können. Kann man sowas verpassen?


Da es mein erstes "Geschäft" ist, frage ich nach dem Basispaket, dem Paket für die Unsicheren, die mit einem Bein im Verbrechen und mit dem anderen in der Angst stehen. Ich erwähne, minderjährig zu sein, mit einer rührseligen Geschichte am Rande der Legalität: ein fast gewalttätiger Verwandter, der meine wenigen Ersparnisse stiehlt. Ich sage dem Dealer, dass ich das Falschgeld nicht selbst benutzen will, sondern dass ich möchte, dass mein Verwandter diesen Fehler begeht und, dass die Justiz mir Gerechtigkeit widerfahren lässt. Ein guter Mensch hätte mich gewarnt, dass ich nicht nur eine, sondern zwei Straftaten begangen hätte: die Erste, die Anstiftung und das Herbeiführen eines Dritten zu einer Straftat. Das zweite, mit der Gewissenheit (Vorsatz), dass der alte Pechvogel das falsche Geld in Verkehr gebracht hätte.


Sogar ChatGPT würde es"leid tun, sowas zu lesen". Aber nicht dem Dealer, der mir kurz und bündig sagt, dass ihm das "scheißegal" sei. Er fragt mich, ob ich Bitcoins habe. Als ich verneine, schickt er mir den Paypal-Link. Als braver Dealer, der mein Basispaket liefern muss, fragt er nach meinen persönlichen Daten nur, um sicher zu gehen, dass meine Zukunft als reicher Mensch gesichert ist. Natürlich gebe ich sie ihm. Alle: Vorname, Nachname, Wohn - und E-Mail-Adresse. Ob meine Personalien wahr sind, habe ich vergessen.


Ich sehe, dass der Händler nicht weiß, wie er seine Arbeit machen soll. Also frage ich ihn ausdrücklich nach 20- und 50-Euro-Scheinen nur, um nicht zu auffällig zu sein. Als Antwort schickt er mir ein schönes Video mit 100- und 200-Euro-Scheinen, gut verteilt und sortiert, als wäre er ein Fan von Litauen. Dazu bekomme ich eine sehr ausführliche Liste, wo ich das Geld einsetzen könnte. Das brauche ich aber euch nicht erzählen: laut dem Dealer, seien die Scheine überall einsetzbar.


Ich ignoriere ihm, und das für ein paar Stunden lang. Wie macht man denn dunkle Geschäfte? Er taucht wieder auf, um sich zu sichern, dass ich unter "Freunde und Familie" bei PayPal bezahle. Als Antwort gebe ihm die schlechteste Nachricht: Ich bereue meine Entscheidung, denn ich habe in ein paar Stunden gemerkt, dass ich meinen Verwandten doch lieb habe. Da ich nicht möchte, dass er in Schwierigkeiten gerät, lösche ich den Deal. Und die Nachricht mit meinen persönlichen Daten.


Als hätte ich ihn seine geliebte Litauen beleidigt. Hier wird der Händler wütend, aber sehr. Er schickt mir als Antwort einen Screenshot meiner sensiblen Daten (ups, ich war zu langsam!) und das Basispaketchen wird bald zur Drohungen-Paketbombe: er will die 300 Euro für das Geld und 250 Euro, damit er mich nicht verklagt. Ich lache, aber im Ernst.

Als ich ihm erzähle, dass der einfache Besitz des Falschgeldes ohne Vorsatz von Inverkehrbringen sowieso nicht strafbar wäre, wird der Dealer noch wütender.

Er teilt mir mit, dass er nun alles über mich wisse: innerhalb weniger Stunden habe er meine IP-Adresse und meine Wohnadresse herausgefunden, die - erstaunlicherweise- mit der Adresse übereinstimmt, die ich ihm gegeben habe. Er sei bereit, sein Recht der Gehaltszahlung zu erstreiten und mich wegen des versuchten Kaufs von Falschgeld anzuzeigen. Einige meiner nicht existierenden Familienmitglieder wurden auch leider beleidigt.

Dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt: ich sei ein Ignorant. Wie bitte? Das ist eine der schlimmsten Beleidigungen, die man mir gegenüber aussprechen kann. Ich verrate mich, und ich teile mit ihm stolz mit, dass ich genau deshalb hier bin: um zu recherchieren, wie das für alle zugängliche Deep Web funktioniert, Telegram und seine Geheimnisse.

Er antwortet mir nicht. Ich sehe ihn schreiben. Dann löschen, dann wieder schreiben. Aber keine Nachricht kommt bei mir an. Also nehme ich mir kein Blatt vor den Mund und frage ihn, ob er in meiner"Ignoranz" Abhilfe schafft: "Was halten Sie davon, wenn ich die 300 bezahle und Sie mir ein ausführliches Interview über Ihren Arbeitstag geben? "

Er verschwindet. Er löscht die Chats, blockiert mich und ändert seinen Benutzernamen. The end. Kein großartiger Abgang für ihn und keine großartige Informationsgewinnung für mich.

Vorerst.



P.S. Der zweite Teil wird vielleicht bald erscheinen, weil mein Gerechtigkeitssin dazu beigebracht hat, die Behörden über meine Entdeckungen bezüglich einer anderen Gruppe zu informieren. Ich möchte euch daran erinnern, nicht mit dem Feuer zu spielen: nicht alle User sind wirklich harmlos. Ich habe mich mit dieser Person unterhalten, weil ich konkrete Beweise dafür hatte, dass er kein echter Händler war, sondern eine gewöhnliche Person, die versuchte, ein Vermögen zu machen. Wenn ihr Telegram zum Spaß nutzt und auf illegale Kanäle stößt, meldet sie bitte, in schwerwiegenden Fällen sogar den Behörden. Somit tragen wir dazu bei, Telegram zu einem (mehr) sichereren Ort zu machen. Vor allem helfen wir, uns selbst und die Schwachen zu schützen: Minderjährige, Süchtige, Leute mit finanziellen Probleme oder perversen Fantasien finden auf Telegram einen frucht-und furchtbaren Boden.



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